Die Geschichte des Primiero-Tals

Auf den Wegen der Bergdörfer des Primieros entdecken Sie die Schönheit, die Seele und die Geschichte der Dörfer.

Zwischen verzaubernden Ausblicken, alten Gemälden, Kirchen und historischen Gebäuden können Sie durch die Zeit reisen und sich für einen Moment in die Personen, die früher an diesen Orten gelebt haben, hineinversetzen: Wanderer, die von den Benedikter-Mönchen im alten Hospiz, das den Heiligen Martin und Julian gewidmet war, aufgenommen wurden, die ersten Entdecker, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts dem Charme der dolomitischen Gipfel erlegen waren, die Sprößlinge des mitteleuropäischen Bürgertums, die es liebten, in den exklusivsten Hotels von San Martino di Castrozza zu logieren, die illustren Gäste dieses kleinen Alpenstädtchens, wie Schnitzler, Freud, der König von Belgien und Dino Buzzati. In Fiera di Primiero, dem „Markt Primör“ auf Deutsch, kann man, nachdem man die „Contrada“ mit ihren bunten Wohnhäusern verlassen hat, zur Erzpriesterkirche und dem alten Palazzo delle Miniere kommen und die Atmosphäre des Bergwerkszeitalters spüren.

Zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert hätte man hier die Bergknappen antreffen können, die fleißigen Bergwerksleute aus dem Tirol und der germanischen Welt, die in das Tal gekommen waren, um die reichlich vorhandenen Edelmetalle abzubauen. Einige Jahrhunderte später hingegen wäre man mit Sicherheit auf den jungen Alois Negrelli gestoßen, der aus Primiero kam und auf der ganzen Welt als derjenige bekannt wurde, der den Suezkanal entwarf. 

Haben wir Sie neugierig gemacht? Machen Sie sich mit uns auf eine Reise durch die Geschichte!

Historische Anmerkungen über San Martino di Castrozza

Alpe di Castrozza (Castrozza Alm): so steht es in den ältesten Schriftstücken geschrieben, die sich auf diese großflächige, von Weiden charakterisierte und sich zu Füßen unzugänglicher Gipfel befindlichen Talmulde bezieht.
Es wird vermutet, dass die Herkunft des Ortsnamens "Castrozza" in castrum zu suchen ist, einem römischen Militärvorposten, der sich auf einer Nebenstraße befand (die Via Claudia Augusta verlief in etwa 50 km Entfernung von hier) und der Unterstützung der Armeen diente, die mit der Eroberung des Alpenraums beschäftigt waren.
Später hat dort eine spontane religiöse Gemeinschaft ein Kloster errichtet, in dem eine Benediktsregel befolgt wurde. Schriftliche Quellen bezeugen, dass Pilger, Reisende und Händler - die bereits seit dem frühen Mittelalter oft die schwierige Aufgabe zu bewältigen hatten, die Alpen zu überqueren - im Hospiz von Castrozza Hilfe und Gastfreundschaft erhielten. Die Mönche verschwanden auf mysteriöse Weise Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts und das Hospiz wurde durch ein einfaches Benefizium ohne Seelensorge ersetzt, welches allerdings ihrer Pflicht, den Reisenden Gastfreundschaft zu gewähren, weiter nach kam.
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts begann eine neue Ära für San Martino di Castrozza: Englische Reisende, angetrieben von einer romantischen und dekadenten Stimmung, die sie dazu bewegte, lange und abenteuerliche Touren in die unerforschten Dolomiten zu unternehmen, „entdeckten“ die Pale di San Martino. Zunächst weckten diese Berge den Ehrgeiz und das Interesse von leidenschaftlichen Wanderern, Geologen und Botanikern. Später dann bezwangen unerschrockene - nicht mehr nur englische - Bergsteiger auch die emporragenden Gipfel der Dolomiten. Einige Namen: Francis Fox Tuckett, John Ball, Leslie Stephen, Edward Whitwell, Theodor von Wundt, und, nicht zu vergessen, die Damen: Frau Imminck und Frau Thomasson.
Um diese historischen Besteigungen zu meistern, nahmen die Kletterer die Hilfe der lokalen Jäger oder Hirten in Anspruch. Im Laufe der Jahre sind diese tapferen Begleiter zu hervorragenden und begehrten Profis geworden: den legendären Bergführern „Aquile di San Martino“ (dt.: Adler von San Martino). Bald wurde klar, dass das Gasthaus des Hospizes nicht dafür geeignet war, diesen ersten Erkundern und Alpinisten angemessene Gastfreundschaft zu bieten; also errichteten Unternehmer aus dem Tal und dem Ausland die ersten Hotels. In kurzer Zeit wurde San Martino di Castrozza zu einem beliebten Ferienort für Touristen aus aller Welt. Während des Ersten Weltkrieges durch die österreichische Armee auf dem Rückzug abgebrannt, wurde das San Martino der renommierten Hotels direkt nach Kriegsende - nun als Teil des italienischen Hoheitsgebietes - neu aufgebaut. In den zwanziger Jahren hat auch der Wintertourismus Fuß gefasst und somit das touristische Angebot des Ortes vervollständigt.

Links: www.castrozza.eu

BERÜHMTE BERGSTEIGER

Alles begann im Jahre 1861, als die englischen Reisenden Gilbert und Churchill ihren Reiseführer The Dolomite Mountains veröffentlichten, der das Interesse der Bergsteiger weckte, unter ihnen Leslie Stephen, Mitgründer des Alpenclubs in London, Edward Whitwell, der 1870 den Cimon der Palagruppe bezwang, Francis Fox Tuckett, der Graf von Lovelace, Beatrice Tomasson und die Holländerin Jeanne Immenk. Auf die Engländer folgten dann andere, Norman Neruda, Georg Winkler, Günther Langes, der 1920 als erster mit Erwin Merlet die Schleierkante (Spigolo del Velo) bestieg, Otto Herzog, Emil Solleder, Hermann Buhl, Bruno Detassis und Ettore Castiglioni, der 1934 ganze neununddreißig Wege auf der Palagruppe angelegt und den VI. Grad auf der Südost-Kante des Sass Maor erreicht hat. In den 60ern haben wir die berühmten Ersteigungen von Reinhold Messner und Samuele Scalet, während die 70er die Jahre von Manolo waren, der der Bergsteigerei neue Grenzen eröffnete. Unter all diesen stechen die Alpenführer vor, die sich von Beginn des Alpinismus an mit ihren Ortskenntnissen und technischen Erfahrungen hervortaten.

Die Geschichte des Primiero

Die ältesten historischen Dokumente über das Valle di Primiero (Tal) gehen auf kurz nach dem Jahr 1000 zurück, aus denen hervorgeht, dass das Gebiet der Kirche von Feltre gehörte. Es wird jedoch angenommen, dass die ersten Siedlungen mindestens sechs Jahrhunderte früher entstanden sind.Im Zuge der Restaurierungsarbeiten der erzpriesterlichen Kirche von Fiera wurden tatsächlich die Fundamente einiger früherer Kirchen gefunden, von denen die erste etwa aus dem 5. bis 6. Jahrhundert n. Chr. stammt. Der Grundriss war etwas kleiner als der Heutige. Dies ist ein Beweis dafür, dass das Tal bereits zu jener Zeit dauerhaft und relativ zahlreich besiedelt war.Nach einer Reihe von historischen Ereignissen und Machtwechseln tritt Primiero 1373 in den tirolisch-habsburgischen Bereich ein. Am 22. März 1401 übergab Herzog Leopoldo, Graf von Tirol, dem Pustertaler Giorgio Welsperg für 4000 Goldgulden das Primiero-Tal als ewiges Lehen. Die Welsperg fördern den Bergbau mit der Gewinnung von Metallen wie Silber, Eisen und Kupfer gefördert, wobei deutschsprachige Arbeiter beschäftigt werden. Primiero wurde im 15. Jahrhundert zu einem der wichtigsten und produktivsten Bergbaubecken des Hauses Österreich. In dieser Zeit entwickelte sich das Dorf Fiera zum Haupthandelsplatz, zum Zentrum einer zweisprachigen Kultur. Während der napoleonischen Kriege kam das Tal unter bayerische Herrschaft und wurde dann wieder an die österreichischen Gebiete angeschlossen.Nach dem Wiener Kongress wurde es dem Trient angegliedert und mit dem Ende des Ersten Weltkriegs endgültig an Italien übergeben. Die besondere autonome Stellung der Region Trentino-Südtirol wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Gruber-De-Gasperi-Abkommen in Kraft gesetzt und seit 1972 ist das Gebiet in die beiden autonomen Provinzen Trient und Bozen unterteilt. 

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