Alpe di Castrozza (Castrozza Alm): so steht es in den ältesten Schriftstücken geschrieben, die sich auf diese großflächige, von Weiden charakterisierte und sich zu Füßen unzugänglicher Gipfel befindlichen Talmulde bezieht.
Es wird vermutet, dass die Herkunft des Ortsnamens "Castrozza" in castrum zu suchen ist, einem römischen Militärvorposten, der sich auf einer Nebenstraße befand (die Via Claudia Augusta verlief in etwa 50 km Entfernung von hier) und der Unterstützung der Armeen diente, die mit der Eroberung des Alpenraums beschäftigt waren.
Später hat dort eine spontane religiöse Gemeinschaft ein Kloster errichtet, in dem eine Benediktsregel befolgt wurde. Schriftliche Quellen bezeugen, dass Pilger, Reisende und Händler - die bereits seit dem frühen Mittelalter oft die schwierige Aufgabe zu bewältigen hatten, die Alpen zu überqueren - im
Hospiz von Castrozza Hilfe und Gastfreundschaft erhielten. Die Mönche verschwanden auf mysteriöse Weise Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts und das Hospiz wurde durch ein einfaches Benefizium ohne Seelensorge ersetzt, welches allerdings ihrer Pflicht, den Reisenden Gastfreundschaft zu gewähren, weiter nach kam.
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts begann eine neue Ära für San Martino di Castrozza:
Englische Reisende, angetrieben von einer romantischen und dekadenten Stimmung, die sie dazu bewegte, lange und abenteuerliche Touren in die unerforschten Dolomiten zu unternehmen, „entdeckten“ die Pale di San Martino. Zunächst weckten diese Berge den Ehrgeiz und das Interesse von leidenschaftlichen Wanderern, Geologen und Botanikern. Später dann bezwangen unerschrockene - nicht mehr nur englische - Bergsteiger auch die emporragenden Gipfel der Dolomiten. Einige Namen: Francis Fox Tuckett, John Ball, Leslie Stephen, Edward Whitwell, Theodor von Wundt, und, nicht zu vergessen, die Damen: Frau Imminck und Frau Thomasson.
Um diese historischen Besteigungen zu meistern, nahmen die Kletterer die Hilfe der lokalen Jäger oder Hirten in Anspruch. Im Laufe der Jahre sind diese tapferen Begleiter zu hervorragenden und begehrten Profis geworden: den legendären
Bergführern „Aquile di San Martino“ (dt.: Adler von San Martino). Bald wurde klar, dass das Gasthaus des Hospizes nicht dafür geeignet war, diesen ersten Erkundern und Alpinisten angemessene Gastfreundschaft zu bieten; also errichteten Unternehmer aus dem Tal und dem Ausland
die ersten Hotels. In kurzer Zeit wurde San Martino di Castrozza zu einem beliebten Ferienort für Touristen aus aller Welt. Während des Ersten Weltkrieges durch die österreichische Armee auf dem Rückzug abgebrannt, wurde das San Martino der renommierten Hotels direkt nach Kriegsende - nun als Teil des italienischen Hoheitsgebietes - neu aufgebaut. In den zwanziger Jahren hat auch der Wintertourismus Fuß gefasst und somit das touristische Angebot des Ortes vervollständigt.
Links:
www.castrozza.eu BERÜHMTE BERGSTEIGER
Alles begann im Jahre 1861, als die englischen Reisenden Gilbert und Churchill ihren Reiseführer The Dolomite Mountains veröffentlichten, der das Interesse der Bergsteiger weckte, unter ihnen Leslie Stephen, Mitgründer des Alpenclubs in London, Edward Whitwell, der 1870 den Cimon der Palagruppe bezwang, Francis Fox Tuckett, der Graf von Lovelace, Beatrice Tomasson und die Holländerin Jeanne Immenk. Auf die Engländer folgten dann andere, Norman Neruda, Georg Winkler, Günther Langes, der 1920 als erster mit Erwin Merlet die Schleierkante (Spigolo del Velo) bestieg, Otto Herzog, Emil Solleder, Hermann Buhl, Bruno Detassis und Ettore Castiglioni, der 1934 ganze neununddreißig Wege auf der Palagruppe angelegt und den VI. Grad auf der Südost-Kante des Sass Maor erreicht hat. In den 60ern haben wir die berühmten Ersteigungen von Reinhold Messner und Samuele Scalet, während die 70er die Jahre von Manolo waren, der der Bergsteigerei neue Grenzen eröffnete. Unter all diesen stechen die Alpenführer vor, die sich von Beginn des Alpinismus an mit ihren Ortskenntnissen und technischen Erfahrungen hervortaten.